Schlagfertig nicht nur mit den Fäusten
Sven Ottke zu Gast beim Sportkreis


„Warm-Up“ beim Tischfußball (v.l.): Gastgeber Ernst Schmitz, Sven Ottke, Sportkreisvorsitzender Manfred Schmidt und Werner Schaefer (Leiter des Olympiastützpunktes Hessen). Foto: MRM
Rheingau-Taunus-Kreis/Idstein – (MRM) „Immer wieder aufstehen“ lautete das Thema eines Vortragsabends mit dem ehemaligen Profiboxer Sven Ottke, den der Sportkreis Rheingau-Taunus in den Räumen der Firma Ernst Schmitz in Idstein veranstaltete. Der ehemalige Box-Weltmeister erwies sich im launigen Interview mit Gastgeber Ernst Schmitz als schlagfertig – nicht nur mit den Fäusten, sondern auch mit der Zunge, denn der ehemalige Weltmeister plauderte locker vom Hocker über seine sportliche Karriere.
Der Sportkreisvorsitzende Manfred Schmidt zeigte sich in seiner Begrüßung erfreut darüber, dass es dem Sportkreis dank der Mithilfe von Ernst Schmitz gelungen sei, eine außergewöhnliche Persönlichkeit des Sports für diesen Vortragsabend zu gewinnen, nämlich, denn ehemaligen Weltklasse-Boxer Sven Ottke. Der besondere Gruß von Schmidt galt Ernst Schmitz, der diese Veranstaltung ermöglicht habe und zudem als Interviewer fungiere. Darüber hinaus konnte er eine ganze Reihe von Ehrengästen begrüßen, darunter Jens-Uwe Münker (Abteilungsleiter im Hessischen Innenministerium), Stefan Eidenmüller und Martin Zimmermann (Naspa), Axel Kittler (Rewe), Hans Rodius (Sportdezernent des Kreises) und Werner Schaefer (Leiter des Olympiastützpunktes Hessen). Zudem war eine große Delegation des Amateur-Boxclubs Taunusstein und viele Schüler des Idsteiner Gymnasiums unter den Gästen.
Für diese Veranstaltung hatte der Sportkreis-Vorstand die Interviewform gewählt. Ernst Schmitz, der seit vielen Jahren mit Ottke befreundet ist, übernahm die Aufgabe des Interviewers. Im Rahmen des lockeren Gesprächs gab der ehemalige Boxer („Boxen ist eine verdammte Quälerei, aber auch eine brutal-faire Sportart“) Auskunft über seine Karriere und hatte aufgrund seiner schnoddrigen Art immer wieder die Lacher auf seiner Seite. Ein Schulfreund habe ihn im Alter von 14 Jahren gefragt, ob er mit ins Boxtraining komme. „Das war der beste Schritt in meinem Leben“, resümierte Ottke, „denn das Boxen hat mir viel gegeben und mich verändert.“ Allerdings habe er aus heutiger Sicht viel zu spät mit diesem Sport begonnen.
„Vor dem ersten Kampf hatte ich die Hosen voll“, gestand er freimütig. Dennoch gewann er diesen gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner. Das motivierte ihn, weiterzumachen. Im Alter von 16 Jahren war er Deutscher Meister in der Juniorenklasse. Das war der erste Schritt auf der Erfolgsleiter, denn es folgten elf Deutsche Meisterschaften; 1991 wurde er Europameister. Ottke war für seine Defensivkünste bekannt und bei manchen, die die offensive Boxweise bevorzugen, deshalb unbeliebt. Er wurde als das „Phantom“ bezeichnet, das vom Gegner nicht getroffen werden konnte. Nur bei Olympischen Spielen lief es nicht gut für ihn; trotz dreimaliger Teilnahme blieb er ohne Medaille.
Der nächste entscheidende Schritt war im Jahr 1997 der Übertritt ins Profilager. „Eigentlich wollte ich das nicht, denn mein Ziel war Olympia 2000.“ Auch im Profilager stellte sich schnell der Erfolg ein, denn bereits 1998 wurde Ottke überraschend Weltmeister im Supermittelgewicht. In der Folge gelangen ihm 21 Titelverteidigungen. Seine Karriere krönte er mit dem zusätzlichen Gewinn der Weltmeisterschaft nach WBA-Version am 13. März 2003. Am 27. März 2004 trat Ottke nach 23 erfolgreichen Titelverteidigungen als ungeschlagener Weltmeister ab. Der Berliner bestritt insgesamt 34 Profikämpfe, die er allesamt gewann – eine stolze Bilanz.
2008 fasste der Berliner nach vierjähriger Ringpause ein Comeback ins Auge, das jedoch letztendlich an unvereinbaren Forderungen scheiterte. Nach seiner Karriere widmete er sich dem Laufen (bis Marathon!), dem Golf und der Betreuung von Jugendlichen in seinem Boxverein. „Wenn man Problemfälle zum Boxen bringt, kann das extrem viel bewirken und Probleme lösen“, ist Ottke überzeugt.
Im Anschluss stand der Ex-Boxer den Zuhörern für Fragen zur Verfügung. Schmidt dankte Ottke für die interessanten Ausführungen und überreichte ihm zusammen Axel Kittler und Gabi Mernberger (beide Rewe) einen Präsentkorb, den REWE zur Verfügung gestellt hatte. Text: Michael Reitz
Im launigen Interview mit Gastgeber Ernst Schmitz (l.) erwies sich Sven Ottke als schlagfertig – nicht nur mit den Fäusten, sondern auch mit der Zunge. Foto: MRM
Als Dank für seine interessanten Ausführungen erhielt Sven Ottke (Mitte) von Rewe, den Axel Kittler (l.) und Gabi Mernberger (2.v.r) überreichten. Mit im Bild der Sportkreisvorsitzende (2.v.l.) und Gastgeber Ernst Schmitz (r.). Foto: MRM
Ernst Schmitz (l.) interviewte Sven Ottke. Aufmerksam verfolgten die Besucher die Ausführungen, darunter der Sportkreisvorsitzende Manfred Schmidt (vorne r.). Foto: MRM
13.09.2018 Wiesbadener Kurier