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veröffentlicht am 26.03.2019

Sport-Coaches haben sich bewährt

„Sport verbindet, auch ohne, dass man viel redet“

Sport-Coaches haben sich bewährt


Anna Siebert kümmert sich für den Sportkreis um Integration von Migranten in Sportvereine. Foto: Anna Siebert

Über geschulte Ansprechpartner vor Ort sind in den vergangenen Jahren Flüchtlinge in Sportvereine integriert worden. Der Sportkreis setzt bereits bei den Übungsleitern an.
„Sport verbindet, auch ohne, dass man viel redet“, weiß Anna Siebert. Die 26-Jährige ist beim Sportkreis Ansprechpartnerin für die etwa 25 Sport-Coaches im Kreis, Menschen, die Flüchtlinge in Vereinen unterstützen. Seit mehreren Jahren sind diese Ehrenamtler vor Ort unterwegs. Auch die jeweilige Kommune ist mit im Boot. Sie können das Geld aus dem Landesprogramm „Sport und Flüchtlinge" abrufen, über das die Integration in die Sportvereine finanziert wird, bis zu 7000 Euro pro Jahr.
Finanzieren kann man damit etwa Veranstaltungen für Teilnehmer mit und ohne Migrationshintergrund. Im Winter gab es einen Ausflug mit Flüchtlingen auf die Bad Schwalbacher Eisbahn. Wenn der Erfolg daran zu scheitern droht, kann auch mal Sportequipment oder ein Kursbeitrag bezahlt werden. Langfristig, so Anna Siebert, sei aber schon gewollt, dass die Einsteiger mit Migrationshintergrund ihren Sport und ihren Vereinsbeitrag selbst finanzieren können. „Es geht um die Anfangsunterstützung".
Gute Erfahrungen hat man etwa in Aarbergen mit den Sport-Coaches gemacht. Diese sind auch mit ins Training gegangen, auch als Ansprechpartner für die Vereine. Den Fußballern habe man über das Förderprogramm schon mal Trikots und Schuhe organisiert und Sportfeste veranstaltet. Etwa ein Dutzend sportliche Flüchtlinge seien inzwischen in den Vereinen integriert.
Nach Sieberts Erfahrungen sind die kulturellen Hürden für Integration oft höher als die finanziellen. „Unser System Sportverein kennen die meisten Flüchtlinge aus ihren Herkunftsländern nicht", so Anna Siebert. „Das ist ja auch sehr bürokratisch in Deutschland". Da gebe es Vorstände und Trainer, eine Satzung. „Du hast dann und dann da zu sein und das und jenes zum Training mitzubringen."
Kinder könne man leicht mit Spaß und Spiel im Verein einbeziehen. Als schwierig gilt hingegen, geflüchteten Frauen ein Sportangebot zu machen. Auch deshalb setzt der Sportkreis bereits bei der Übungsleiterschiene an. Mehrere Ausbildungskurse für Frauen mit und ohne Migrationshintergrund haben etwa 60 Absolventinnen im vergangenen Jahrzehnt erfolgreich abgeschlossen. Erstmals folgt jetzt ein Angebot zur Übungsleiterausbildung für Frauen und Männer zusammen. Anderswo habe das funktioniert, sagt Siebert. „Wenn man Integration richtig denkt, ist das ja auch konsequent", findet sie.
Als „Integrationskoordinatorin“ – ein 450-Euro-Job beim Sportkreis – hält Siebert den Kontakt zu den Kommunen, macht Öffentlichkeitsarbeit, gibt Tipps, über welche Förderprogramme die Arbeit vor Ort unterstützt werden kann. „Ich sehe meine Aufgabe darin, die Sport-Coaches zu motivieren", sagt sie. Dreimal im Jahr holt sie die Sport-Coaches an einen Tisch zum Erfahrungsaustausch. Dass sie hauptberuflich als Sozialarbeiterin tätig ist, sei nützlich, hat Siebert festgestellt. Text: Michael Hoyer

 
 
 
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