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Charly Körbel hat den DFB-Pokal mit Eintracht Frankfurt viermal gewonnen. Eine wahrlich stolze Leistung, zu der auch Idsteins Bürgermeister Christian herfurth (l.) und der Sportkreisvorsitzende Manfred Schmidt (r.) gratulierten. Foto: MRM
Rheingau-Taunus-Kreis/Idstein – (MRM) Bodenständig, authentisch, aber mit klarer Kante – so präsentierte sich der ehemalige Fußballprofi Karl-Heinz „Charly“ Körbel beim Vortragsabend des Sportkreises Rheingau-Taunus im Casino der Fa. Ernst Schmitz in Idstein. Wer daran noch ernsthafte Zweifel hatte, wurde an diesem Abend eines Besseren belehrt. Der Sportkreis setzte damit einen weiteren Glanzpunkt in seiner beliebten Vortragsreihe.
Der Sportkreisvorsitzende Manfred Schmidt zeigte sich erfreut darüber, dass es dem Sportkreis erneut gelungen sei, mit „Charlie“ Körbel eine außergewöhnliche Persönlichkeit aus der Welt des Sports für diesen Vortragsabend zu gewinnen. Zugleich begrüßte er Wolfgang Staab, Abteilungsleiter beim DFB, der den Part des Interviewers übernahm. Er dankte Gastgeber Ernst Schmitz ohne dessen Unterstützung eine derartige Veranstaltung nicht möglich sei. Als Überraschung hatte Staab den DFB-Pokal mitgebracht, den Körbel mit Eintracht Frankfurt viermal gewonnen hat (1974, 1975, 1981 und 1988). Doch der mehr als 6 kg schwere Pokal schaffte es nur kurz, dem Eintracht-Urgestein die Schau zu stehlen, denn Körbel zog die Zuhörer mit seinen kurzweiligen Ausführungen sofort in seinen Bann. Zunächst ließ der 64-jährige die Stationen seiner Karriere Revue passieren. Seine ersten fußballerischen Schritte hatte er beim FC Dossenheim gemacht und war dort zum Jugendnationalspieler gereift. Er schlug ein lukratives Angebot des HSV aus und wechselte 1972 zu Eintracht Frankfurt, der er 19 Jahre lang die Treue hielt – ein wahrhaft außergewöhnliches sportliches Engagement. Für die Eintracht absolvierte er 602 Bundesligaspiele – und hält damit noch immer den Rekord in der Bundesliga –, 70 Pokalspiele und 48 Europapokalspiele. Hinzu kommen sechs Länderspiele. Neben vier Erfolgen im DFB-Pokal gewann Körbel 1980 mit seinem Team den UEFA-Cup. Noch heute ärgert er sich darüber, dass es nicht 603 Liga-Spiele geworden sind, denn am vorletzten Spieltag handelte er sich die vierte gelbe Karte ein und war für das Spiel am letzten Spieltag im Waldstation gesperrt. „Das war saublöd von mir“, so Körbel wörtlich, „zumal ich in meiner Karriere nie eine rote Karte gesehen habe.“ Das warf alle Pläne für ein würdiges Abschiedsspiel über den Haufen.
Sein Bundesliga-Debüt gab er im Jahr 1972 ausgerechnet gegen Gerd Müller, den „Bomber der Nation“. „Mein Trainer Erich Ribbeck hatte mich im Vorfeld gefragt, ob ich mir das zutraue. Ich habe geantwortet: ,Na klar, kein Problem!` Als er mir dann gegenüberstand, war mir ganz schön mulmig“, erinnert sich der ehemalige Vorstopper. Er habe aufgrund seiner Spiele in der Jugendnationalmannschaft über ein solides Fundament verfügt. „Wenn Du nur ein Dach hast, aber kein Fundament, dann bricht das Kartenhaus irgendwann zusammen“, ist er überzeugt. Als Beispiel führt er drei achtjährige Kinder an, die von der vom ihm 2001 gegründeten Eintracht-Fußballschule nach Mainz gewechselt sind. „Das ist einfach total bescheuert und falscher Ehrgeiz der Eltern!“, fand er klare Worte. Zudem beklagte er, dass häufig regionale Talente nicht gefördert werden, dafür aber ein 14-jähriger Torwart aus Zypern verpflichtet werde. „Ribbeck hat mir als jungem Spieler vertraut und eine Chance gegeben. Das fehlt heute leider oft!“
„Heute dreht sich beim Fußball alles nur noch ums Geld“, beklagte Körbel, dessen klar erklärtes Ziel es war, niemals abzusteigen (was ihm auch gelang!). Schuld daran seien auch die Berater, die großen Einfluss auf die Spieler nähmen. „Da läuft etwas komplett aus dem Ruder! Transfersummen von 80 Millionen Euro sind heute normal. Wo soll das noch hinführen?“, konstatierte Körbel, der von seinem Vater beraten wurde. Außerdem würden die Spieler auf Schritt und Tritt und bei jeder Aktion von Kameras beobachtet - Stichwort Videobeweis. „Das macht alles kaputt“, so die eindeutige Meinung des Ex-Eintrachtlers, der heute deshalb nicht mehr als Profi spielen möchte.
„Ich denke, wir sind uns einig, dass sich der Weg zu uns wieder gelohnt hat“, so Schmidt. „Wir haben einen authentischen und nicht abgehobenen Karl-Heinz Körbel erlebt, der das Publikum mit seiner besonderen Art in den Bann gezogen hat. Schmidt dankte Körbel und Staab für das interessante Interview und überreichte ihnen zusammen Axel Kittler je einen Präsentkorb, den REWE zur Verfügung gestellt hatte.
Die Schlussworte waren Christian Herfurth und Ernst Schmitz vorbehalten. Herfurth bezeichnete die Ausführungen von Körbel als kurzweilig. Sie hätten zugleich die Bodenständigkeit und die Leidenschaft des früheren Fußballprofis offenbart. „Sie hatten unsere Sympathie vom ersten Satz an und haben eine Vorbildfunktion für die Jugend“, brachte es Schmitz abschließend auf den Punkt. Text: Michael Reitz
Ehrengäste waren: Christian Herfurth (Bürgermeister von Idstein), Martin Zimmermann (Naspa), Erich Herbst (Fußballchef im Rheingau-Taunus), Jörg Janson (Stadt Idstein), Axel Kittler (Rewe), Werner Schaefer (Leiter des Olympiastützpunktes Hessen), Frank Stübing (Turngau Mitteltaunus) und stellvertretend für alle Vereine Dieter Hannes (Vors. des SV Neuhof).
Charly Körbel wurde von Wolfgang Staab (r.) interviewt und berichtete den Zuhörern ausführlich über seine lange Karriere als Fußball-Profi bei Eintracht Frankfurt. Foto: MRM

Bereitwillig signierte Körbel (r.) nach dem Vortrag zahlreiche Bälle, Trikots, Fanschals etc. Hier für den Sportkreisvorsitzenden Manfred Schmidt (Mitte). Foto: MRM

Die Zuhörer verfolgten die Ausführungen von Charly Körbel aufmerksam und hatten angesichts der lebhaften Darstellungen viel Spaß. Foto: MRM
Der Sportkreisvorsitzende Manfred Schmidt (3.v.r.), sein Stellvertreter Werner Koch (l.) und Sportkreis-Vorstandsmitglied Uschi Ferry (2.v.r.) überreichten zusammen mit Axel Kittler (Rewe/2.v.l.) an Charly Körbel (Mitte) und Wolfgang Staab (r.) als Dankeschön einen Präsentkorb. Foto: MRM
16.5.2019 Wiesbadener Tagblatt
veröffentlicht am 17.05.2019
Bodenständiger Sportler mit Vorbildfunktion
Karl-Heinz „Charly“ Körbel beim Vortragsabend des Sportkreises


Charly Körbel hat den DFB-Pokal mit Eintracht Frankfurt viermal gewonnen. Eine wahrlich stolze Leistung, zu der auch Idsteins Bürgermeister Christian herfurth (l.) und der Sportkreisvorsitzende Manfred Schmidt (r.) gratulierten. Foto: MRM
Rheingau-Taunus-Kreis/Idstein – (MRM) Bodenständig, authentisch, aber mit klarer Kante – so präsentierte sich der ehemalige Fußballprofi Karl-Heinz „Charly“ Körbel beim Vortragsabend des Sportkreises Rheingau-Taunus im Casino der Fa. Ernst Schmitz in Idstein. Wer daran noch ernsthafte Zweifel hatte, wurde an diesem Abend eines Besseren belehrt. Der Sportkreis setzte damit einen weiteren Glanzpunkt in seiner beliebten Vortragsreihe.
Der Sportkreisvorsitzende Manfred Schmidt zeigte sich erfreut darüber, dass es dem Sportkreis erneut gelungen sei, mit „Charlie“ Körbel eine außergewöhnliche Persönlichkeit aus der Welt des Sports für diesen Vortragsabend zu gewinnen. Zugleich begrüßte er Wolfgang Staab, Abteilungsleiter beim DFB, der den Part des Interviewers übernahm. Er dankte Gastgeber Ernst Schmitz ohne dessen Unterstützung eine derartige Veranstaltung nicht möglich sei. Als Überraschung hatte Staab den DFB-Pokal mitgebracht, den Körbel mit Eintracht Frankfurt viermal gewonnen hat (1974, 1975, 1981 und 1988). Doch der mehr als 6 kg schwere Pokal schaffte es nur kurz, dem Eintracht-Urgestein die Schau zu stehlen, denn Körbel zog die Zuhörer mit seinen kurzweiligen Ausführungen sofort in seinen Bann. Zunächst ließ der 64-jährige die Stationen seiner Karriere Revue passieren. Seine ersten fußballerischen Schritte hatte er beim FC Dossenheim gemacht und war dort zum Jugendnationalspieler gereift. Er schlug ein lukratives Angebot des HSV aus und wechselte 1972 zu Eintracht Frankfurt, der er 19 Jahre lang die Treue hielt – ein wahrhaft außergewöhnliches sportliches Engagement. Für die Eintracht absolvierte er 602 Bundesligaspiele – und hält damit noch immer den Rekord in der Bundesliga –, 70 Pokalspiele und 48 Europapokalspiele. Hinzu kommen sechs Länderspiele. Neben vier Erfolgen im DFB-Pokal gewann Körbel 1980 mit seinem Team den UEFA-Cup. Noch heute ärgert er sich darüber, dass es nicht 603 Liga-Spiele geworden sind, denn am vorletzten Spieltag handelte er sich die vierte gelbe Karte ein und war für das Spiel am letzten Spieltag im Waldstation gesperrt. „Das war saublöd von mir“, so Körbel wörtlich, „zumal ich in meiner Karriere nie eine rote Karte gesehen habe.“ Das warf alle Pläne für ein würdiges Abschiedsspiel über den Haufen.
Sein Bundesliga-Debüt gab er im Jahr 1972 ausgerechnet gegen Gerd Müller, den „Bomber der Nation“. „Mein Trainer Erich Ribbeck hatte mich im Vorfeld gefragt, ob ich mir das zutraue. Ich habe geantwortet: ,Na klar, kein Problem!` Als er mir dann gegenüberstand, war mir ganz schön mulmig“, erinnert sich der ehemalige Vorstopper. Er habe aufgrund seiner Spiele in der Jugendnationalmannschaft über ein solides Fundament verfügt. „Wenn Du nur ein Dach hast, aber kein Fundament, dann bricht das Kartenhaus irgendwann zusammen“, ist er überzeugt. Als Beispiel führt er drei achtjährige Kinder an, die von der vom ihm 2001 gegründeten Eintracht-Fußballschule nach Mainz gewechselt sind. „Das ist einfach total bescheuert und falscher Ehrgeiz der Eltern!“, fand er klare Worte. Zudem beklagte er, dass häufig regionale Talente nicht gefördert werden, dafür aber ein 14-jähriger Torwart aus Zypern verpflichtet werde. „Ribbeck hat mir als jungem Spieler vertraut und eine Chance gegeben. Das fehlt heute leider oft!“
„Heute dreht sich beim Fußball alles nur noch ums Geld“, beklagte Körbel, dessen klar erklärtes Ziel es war, niemals abzusteigen (was ihm auch gelang!). Schuld daran seien auch die Berater, die großen Einfluss auf die Spieler nähmen. „Da läuft etwas komplett aus dem Ruder! Transfersummen von 80 Millionen Euro sind heute normal. Wo soll das noch hinführen?“, konstatierte Körbel, der von seinem Vater beraten wurde. Außerdem würden die Spieler auf Schritt und Tritt und bei jeder Aktion von Kameras beobachtet - Stichwort Videobeweis. „Das macht alles kaputt“, so die eindeutige Meinung des Ex-Eintrachtlers, der heute deshalb nicht mehr als Profi spielen möchte.
„Ich denke, wir sind uns einig, dass sich der Weg zu uns wieder gelohnt hat“, so Schmidt. „Wir haben einen authentischen und nicht abgehobenen Karl-Heinz Körbel erlebt, der das Publikum mit seiner besonderen Art in den Bann gezogen hat. Schmidt dankte Körbel und Staab für das interessante Interview und überreichte ihnen zusammen Axel Kittler je einen Präsentkorb, den REWE zur Verfügung gestellt hatte.
Die Schlussworte waren Christian Herfurth und Ernst Schmitz vorbehalten. Herfurth bezeichnete die Ausführungen von Körbel als kurzweilig. Sie hätten zugleich die Bodenständigkeit und die Leidenschaft des früheren Fußballprofis offenbart. „Sie hatten unsere Sympathie vom ersten Satz an und haben eine Vorbildfunktion für die Jugend“, brachte es Schmitz abschließend auf den Punkt. Text: Michael Reitz
Ehrengäste waren: Christian Herfurth (Bürgermeister von Idstein), Martin Zimmermann (Naspa), Erich Herbst (Fußballchef im Rheingau-Taunus), Jörg Janson (Stadt Idstein), Axel Kittler (Rewe), Werner Schaefer (Leiter des Olympiastützpunktes Hessen), Frank Stübing (Turngau Mitteltaunus) und stellvertretend für alle Vereine Dieter Hannes (Vors. des SV Neuhof).

Charly Körbel wurde von Wolfgang Staab (r.) interviewt und berichtete den Zuhörern ausführlich über seine lange Karriere als Fußball-Profi bei Eintracht Frankfurt. Foto: MRM

Bereitwillig signierte Körbel (r.) nach dem Vortrag zahlreiche Bälle, Trikots, Fanschals etc. Hier für den Sportkreisvorsitzenden Manfred Schmidt (Mitte). Foto: MRM

Die Zuhörer verfolgten die Ausführungen von Charly Körbel aufmerksam und hatten angesichts der lebhaften Darstellungen viel Spaß. Foto: MRM

Der Sportkreisvorsitzende Manfred Schmidt (3.v.r.), sein Stellvertreter Werner Koch (l.) und Sportkreis-Vorstandsmitglied Uschi Ferry (2.v.r.) überreichten zusammen mit Axel Kittler (Rewe/2.v.l.) an Charly Körbel (Mitte) und Wolfgang Staab (r.) als Dankeschön einen Präsentkorb. Foto: MRM
16.5.2019 Wiesbadener Tagblatt