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veröffentlicht am 05.05.2020

Viele Vereine sind bereit

Interview mit Sportkreisvorsitzenden Manfred Schmidt

Viele Vereine sind bereit



RHEINGAU-TAUNUS - 270 Sportvereine, rund 5600 Ehrenamtler, mehr als 70 000 Mitglieder und ein Ziel: den Sport nach vorne zu bringen. Das ist der Sportkreis Rheingau-Taunus. „Wir sind ein vielfältiger Berater, das Bindeglied zwischen den Vereinen und dem Landessportbund“, umreißt der Vorsitzende Manfred Schmidt die Funktion des Sportkreises. Diese Unterstützung und Beratung habe viele Facetten: Führungs- und Übungsleiterseminare, Projekte zur Stärkung der Jugendarbeit und der Zusammenarbeit mit Schulen, Förderung der Integration und Inklusion – um nur einige zu nennen.

Aktuelles Hauptthema für den Sportkreis ist natürlich die Frage, wann der Sport wieder durchstarten kann. Dabei hat Schmidt genau im Blick, wie sich die Situation für die Profi-Fußballer entwickelt. Er gönne es jedem, wieder seiner Passion und im Falle der Profis auch seinem Beruf voll nachgehen zu
 können – aber: „Es kann nicht sein, dass wir im Profisport Gas geben und dem Breitensport keine Möglichkeiten eröffnen. Das wäre kein gutes Signal“, meint Schmidt. Er gehe indes nicht davon aus, dass bei den Beratungen zwischen Bundes- und Landesregierungen am heutigen Mittwoch weitreichende Neuerungen für den Breitensport beschlossen würden. „Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren“, hofft der Vorsitzende.

Projektarbeit leidet unter der Corona-Krise
Viele Vereine hätten ihm Konzepte unterbreitet, die Möglichkeiten im Einzelsport sehen, beispielsweise bei Tennis, Bogenschießen oder Rudern im Einer. Da könne man „spätestens in zwei bis drei Wochen anfangen. Bei allem, wo der Kontakt enger ist, wird uns jedoch noch mehr Zeit abverlangt werden.“ Denn Schmidt stellt auch klar: „Es muss dabei bleiben, dass Hygiene und Abstand beachtet werden. Das ist die Grundvoraussetzung.“ Er befürchte, dass eine zweite Infektionswelle mit damit einhergehenden erneuten Beschränkungen „absolut fatal“ wäre, nicht nur für Sportvereine, sondern für „die ganze Republik“.

Um die finanziellen Einbußen abzufedern, bietet das Land Hessen unter anderem Sportvereinen eine Soforthilfe an. Seit Anfang Mai können die Anträge eingereicht werden. Der Sportkreis hat bislang keinen Überblick darüber, wie viele Vereine aus dem Rheingau-Taunus-Kreis Hilfe benötigen. Auch das zuständige Ministerium für Inneres und Sport hält es noch für verfrüht, Bilanz zu ziehen. Aber das Programm werde gut angenommen. „Viele Vereine haben Interesse angemeldet“, teil Benjamin Crisolli, Pressereferent im Innenministerium, mit.

Auf den Sportkreis selbst habe die Corona-Krise bislang wenig Auswirkungen. „Bei Einnahmen und Ausgaben ändert sich wenig“, resümiert Schmidt. Bitter sei Corona hingegen für die konkrete Projektarbeit. Sowohl die Übungsleiterausbildung als auch zwei Großprojekte liegen brach: Betroffen ist der Hessische Bewegungscheck (HBC). Hierbei handelt es sich um eine Studie der Frankfurter GoetheUniversität für das Landesinnenministerium, über die das Bewegungsverhalten und die motorischen Fähigkeiten von Grundschülern ermittelt werden sollen. Der Sportkreis Rheingau-Taunus ist hierbei das Pilotprojekt für Hessen. Der Start habe sich jetzt verzögert. „Wenn wir September hinbekommen, ist das in Ordnung“, gibt sich Schmidt optimistisch.


Außerdem will der Sportkreis Modellregion für „Sport und Inklusion“ werden. Ziel sei, Menschen mit Behinderungen die gleichberechtigte Teilhabe im Sport- und Vereinsleben zu ermöglichen. Der Sportkreis befand sich vor Corona in der Beantragungsphase und wurde jetzt ausgebremst – „aber das kommt“, betont Schmidt. Als Botschafterin für das Vorhaben habe der Sportkreis die Sportschützin Natascha Hiltrop gewinnen können, die außerdem Sport-Inklusionsmanagerin beim Deutschen Schützenbund und erfolgreiche Teilnehmerin internationaler Wettbewerbe ist.
Das Interview führte Benedict Knab
 
 
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